Themenbereiche in einem gewissen Umfang unabhängig voneinander gespeichert [...] und daß einige semantische Felder beeinträchtigt sein können, ohne daß andere davon betroffen sind - auch wenn man bei normalen Sprechern solch scharfe Abgrenzungen zwischen den semantischen Bereichen nicht vermuten würde.
(AITCHISON 1997:113)
Weiterhin beschreiben WARRINGTON/SHALLICE (1984) einen aphasischen Patienten (SBY), der bei Definitionsaufgaben deutlich bessere Leistungen für Abstrakta zeigte als für Konkreta. Die Tabelle in Abbildung 26 zeigt das aphasische Definitionsmuster von SBY.
Abbildung 26: Definitionsangaben von Abstrakta und Konkreta
Neben dem auftretenden Problem der ganz allgemein gehaltenen Dissoziation zwischen abstrakten versus konkreten Substantiven gibt es weitere klar umrissene Bereiche, die aphasischen Patienten Probleme bereiten. WARRINGTON/SHALLICE (1984) beschreiben zwei aphasische Patienten (JBR und SBY), die bei semantischen Merkmalen von Objekten, die Mitglieder einer anorganischen Kategorie sind, bessere Leistungen zeigten als bei Objekten, die Mitglieder organischer Kategorien sind. Die Tabelle in Abbildung 27 veranschaulicht die kategorienspezifischen Störungen beider Aphasiker.
Abbildung 27: Kategorienspezifische Störungen: Organisch
versus anorganisch
BLANKEN (1991:18f.) kritisiert jedoch den Diagnostikbereich über kategorienspezifische Störungen und deutet auf ein deutliches theoretisches Defizit hin.
In vielen Fällen ist auch nicht völlig geklärt, ob wirklich semantische Defizite oder aber Defizite auf der Ebene der Input- oder Output-Lexika ausschlaggebend für die beobachteten Dissoziationen sind.So warnt auch HILLERT (1990b) wie BLANKEN (1991:17f.) vor einer Überbewertung der von Forschern diagnostizierten kategorienspezifischen Störungen, denn einige scheinen eher impressionistischer Natur zu sein. Dieter Hillert spricht sich aber nicht gegen die Existenz selektiver Störungsformen sowohl im Verständnis als auch in der Produktion von Wörtern einer bestimmten semantischen Kategorie aus. Schließlich interpretiert der Sprachwissenschaftler beispielsweise die Untersuchungergebnisse von YAMADORI/ALBERT (1973) (s. Abbildung 25) folgendermaßen:
(BLANKEN 1991:18)
Im wesentlichen beruhen die dokumentierten Dissoziationen auf Beobachtungen, die nicht statistisch evaluiert wurden. Trotzdem sei erwähnt, daß beide Kategorien, Raumgegenstände und Körperteile, räumlich-bildhafte Merkmale miteinander teilen. Vielleicht hat eine selektive Störung für ikonische Kategorien vorgelegen.
(HILLERT 1990b:174)