Die Wörter waren in meinem Kopf vorhanden. Es schienen ebenso viele wie früher zu sein, und sie hatten keinen Schaden genommen. Aber wenn ich sie gebrauchen wollte, mußten sie offenbar auf einen sehr langen Weg verfrachtet werden. Auf diesem Weg schien sich ein eingestürzter Tunnel zu befinden. Sobald die Wörter an den Tunnel herankamen, versuchten sie, sich hindurchzupressen. [...]Für die Interpretation semantischer Fehlleistungen aphasischer Patienten werden im allgemeinen zwei verschiedene Hypothesen diskutiert, die als Organisationsstörung und Zugangsstörung bezeichnet werden. Der hier von Patientin TE beschriebene eingestürzte Tunnel symbolisiert die Störungsursache bei einer vorliegenden Zugangsstörung. Bei dieser Störung findet bei intakter Speicherorganisation eine Unterbrechung des Zugangs vom semantischen System zum phonologischen Ausgangslexikon statt. Vor diesem Hintergrund haben die betroffenen Aphasiker laut WEIGL (1979:315) ausschließlich Schwierigkeiten, zu bestimmten Bedeutungsstrukturen, die ihnen zur Verfügung stehen, die entsprechenden, ontogenetisch konnektierten Lautstrukturen zu reaktivieren.
Auch drinnen im Lager schien große Unordnung zu herrschen.
(TROPP ERBLAD :40)
unabhängig davon, welche Störungsursache für die semantischen Fehlleistungen angenommen wird, spiegeln sie gewisse Organisationsprinzipien der semantischen Struktur des Lexikons wider.Hinsichtlich aphasischer Fehlbenennungen, die eindeutig mit semantischen Defiziten in Zusammenhang (LEUNINGER 1986:225) stehen, kann festgehalten werden, daß das Lexikon generell nach semantischen Klassen in ``unserem Kopf'' organisiert ist, wobei die abgespeicherten Wortbedeutungen sowohl über semantisch-klassifikatorische als auch situativ-referentielle Beziehungen charakterisiert werden können. Ob semantische Defizite bzw. die beiden ``prominentesten'' Fehlertypen sich auch auf ein Defizit im mentalen Lexikon zurückführen lassen, ist im folgenden zu diskutieren.
(STACHOWIAK 1982:14)